Als sie die Augen aufschlug, hörte sie die Dusche aus dem Badezimmer. Auch hörte sie, wie das Duschgel genommen und wieder abgestellt wurde, so hellhörig wie es in diesem Hotel war. Sie drehte den Kopf und schaute auf seine leere Betthälfte, um sich dann aufzusetzen. Mit schmerzverzehrtem Gesicht fasste sie sich zwischen ihre Schenkel und blickte sich dann um, ob irgendein Kleidungsstück in der Nähe lag und das, was ihr am nächsten erschien, war sein Hemd. Sie griff danach, zog es sich über und als sie nach den Knöpfen tasten wollte, schüttelte sie über sich den Kopf. Richtig, die Knöpfe gab es ja nicht mehr.
Sie blickte in den gegenüberliegenden Spiegel und sah ihre langen, blonden und lockigen Haare wild um ihr Gesicht hängen und versuchte dann mit den Fingern die Haare etwas zu sortieren, während ihr zum ersten Mal auffiel, dass ihre Haut während der ganzen Zeit hier in Indien, ein wunderschönen Braunton angenommen hatte. Passend zu ihren goldbraunen Augen. Zufrieden darüber lächelte sie sich an und langsam stand sie auf, um zum Fenster zu gehen und diesen gelben Lappen, der wohl als Vorhang gedacht war, zur Seite zu schieben.
Sie hörte die Straßengeräusche des Morgens. Nur welcher Morgen war? Jegliches Zeitgefühl, jegliches Gefühl für die Uhr, waren ihr abhandengekommen. Hatte sie mehrere Nächte mit ihm verbracht? Oder war es tatsächlich nur eine einzige? Für eine einzige Nacht fühlte sie sich ganz schön wund da unten an. Trotzdem war eine Nacht mit ihm mehr als sie sich jemals vorgestellt hatte. Sie konnte sich nicht an Sex mit einem Mann aus dieser Zeit erinnern. Sie konnte sich an Sex mit Danny Baker im 17. Jahrhundert erinnern, was 1997 ja irgendwie total verrückt war, wie sie nun vor dem dreckigen Fenster feststellte. Der Sex mit Timm in der letzten Nacht, hatte ihr das Gefühl geben wirklich zu diesem Mann zu gehören und so intensiv hatte sie das bislang, auch in einer anderen Zeit, nie empfunden. Ihre Körper schienen wie zwei Stücke zu sein, die anscheinend nur ein Stück sein sollten. Nichts konnte erklären, warum dieses Stück irgendwann einmal geteilt worden war.

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